Salben gehören zu den ältesten Heilmitteln der Menschen. Sie werden auf die Haut oder die Schleimhäute aufgetragen. Die Anwendungsbereiche sind sehr vielfältig. So kann die Haut beispielsweise vor dem Austrocknen geschützt oder durch den Zusatz verschiedener Inhaltsstoffe genährt werden. Auch der Wundheilungsprozess und die Regeneration lassen sich mit Salben positiv beeinflussen. Soll eine systemische – also innerliche – Wirkung erzielt werden, dient die Grundlage der Salbe als Träger. Die eingearbeiteten Wirkstoffe werden von der Haut aufgenommen und entfalten ihre Wirkung im Körper, so z.B. beim Erkältungsbalsam. 

Herkömmliche, kommerzielle Salben haben oft eine lange Liste von Inhaltsstoffen oder fragwürdigen Komponenten, die teilweise ein hohes Allergiepotenzial besitzen oder anderweitig negativ auf den Körper wirken können. Einige wenige natürliche Rezepturbestandteile genügen jedoch, um eine pflegende und heilende Salbe herzustellen. 

So bilden Öle, Wachse und Fette die Grundlage einer Salbe. Im Unterschied zu einer Creme enthält eine Salbe keinen Wasseranteil. Neben pflanzlichen können auch tierische Fette eingesetzt werden. Aufgrund ihrer besseren Haltbarkeit und ihrer positiven Wirkung auf die Haut werden heutzutage fast ausschließlich pflanzliche Öle und Fette verwendet.

Die Worte „nativ“ und „kaltgepresst“ auf dem Etikett von Ölen und Fetten lassen auf eine schonende Gewinnung schließen, sie sind im Vergleich zu den raffinierten Produkten reichhaltiger an Inhaltsstoffen. Bei der Auswahl der Salbenrohstoffe ist es wichtig, auf eine hohe Qualität zu achten. Durch die Warmpressung und Extraktion mit Lösungsmitteln erzielt man zwar eine höhere Ausbeute aus den Pflanzen, allerdings werden bei der anschließenden Raffination wertvolle Vitamine und andere Inhaltsstoffe – wie essenzielle Fettsäuren – zerstört. 

Angesichts der Fülle verschiedener Öle und Fette ist es sinnvoll, sich mit der ursprünglichen Pflanze, deren Eigenschaften und Inhaltsstoffen zu beschäftigen. Nur so findet man die geeigneten Rezepturbestandteile, die je nach Hautbild und Allgemeinbefinden zu differenzieren sind, kann die wertvollen Wirksubstanzen gezielt einsetzen und die Wirkung der anderen Inhaltsstoffe unterstützen. 

In den von mir angebotenen Salben und Balsamen werden die Fette und Öle zum einen als Auszugsmittel benötigt, um aus frischen oder getrockneten Pflanzenteilen Auszugsöle herzustellen. Die hauptsächlich fettlöslichen Wirkstoffe, wie Carotinoide, Phytosterole und ätherische Öle, werden aus der Pflanze herausgelöst und reichern sich in dem Auszugsmittel an. Diese Auszugsöle können auch direkt und ohne weitere Verarbeitung angewendet werden, wie zum Beispiel das Johanniskrautöl, Arnika- oder Rotkleeöl.

Zum anderen dienen die eingesetzten Fette als Konsistenzgeber. Dafür eignen sich Sheabutter oder Kakaobutter. Sie haben bei Raumtemperatur eine feste Konsistenz und lassen sich leicht auf die Haut auftragen. Auch Wachse werden als Konsistenzgeber eingesetzt. Besonders schätze ich Bienenwachs von lokalen Bio-Imkern, welche auf den Einsatz von chemischen Pestiziden verzichten. Der große Vorteil von Bienenwachs gegenüber einer Pflanzenbutter ist sein höherer Schmelzpunkt. Dadurch behält die Salbe auch im Sommer die gewünschte Konsistenz und lässt sich problemlos verwenden. Eine vegane Alternative zum Bienenwachs ist Carnaubawachs.

Für die meisten Rezepturen verwende ich außerdem Propolis*. Neben einer längeren Haltbarkeit der Salben und Balsame, profitiert die Haut von dem heilenden Effekt des Propolis. 

*Propolis ist das Kittharz der Bienen, mit dem sie den Bienenstock im Winter abdichten und ihn vor Erregern schützen.

Tinkturen

Tinktur (lat. tinctura, das Färben) ist ein flüssiger Extrakt oder Auszug aus pflanzlichen Ausgangsstoffen, der mit Hilfe eines Lösungsmittels hergestellt wurde. Als Lösungs- oder Extraktionsmittel ist nach dem Europäischen Arzneibuch nur die Verwendung von Ethanol in geeigneter Konzentration zugelassen. Die Inhaltsstoffe der frischen oder getrockneten Pflanzenteile gehen dabei in den Alkohol über. 

Der Alkoholgehalt richtet sich danach, welche Pflanzenteile verwendet werden. Auszüge aus Wurzeln benötigen einen höherprozentigen Alkohol als Blütenteile. Weiche Pflanzenteile oder Blüten benötigen einen Alkoholgehalt zwischen 30 und 50%, Wurzeln und stark holzige Teile 55 bis 70%. Bei Harzen verwendet man 70 bis 95%igen Alkohol.

Damit die Zellwände des Pflanzenmaterials aufquellen und so die Inhaltsstoffe im Zellinneren besser herausgelöst werden können, benötigen alkoholische Auszüge einen gewissen Wasseranteil. Beim wässrig-alkoholischen Auszug werden deutlich mehr Bestandteile aus den Pflanzenteilen gelöst als bei rein wässrigen Auszügen. Ein Zerkleinern der Pflanzen erleichtert das Lösen der Inhaltsstoffe, das sind u.a. ätherische Öle, Bitterstoffe, Flavonoide und Carotinoide.

Tinkturen werden in verschiedenen Bereichen eingesetzt. Am gebräuchlichsten ist die Verwendung in der Heilpflanzenkunde oder Naturkosmetik, sowohl innerlich als auch äußerlich.

Die innere Anwendung von Tinkturen als Tropfen sollte nur von erwachsenen (!) nicht alkohol- oder leberkranken Personen erfolgen, außerdem muss der verwendete Alkohol für die innere Anwendung geeignet sein. 

Äußerlich angewendet werden Tinkturen z.B. als Einreibemittel, bei Mückenstichen oder kleineren Verletzungen, aber auch als Umschläge, Teilbäder oder Waschungen.

Die Wirksamkeit von Tinkturen wird in Cremes, Shampoos oder in schmerzlindernden Einreibungen mit dem pflegenden kosmetischen Aspekt kombiniert. 

Hier einige Einsatzmöglichkeiten zur äußerlichen Anwendung:

• Beinwell-Tinkturverdünnt als Kompresse bei Knochenverletzungen, Knochenbruch, Verstauchung, Sportverletzungen, Tennisarm, Sehnscheidenentzündung

• Eichenrinden-Tinktur: nässende Hautausschläge, juckende Ekzeme, entzündliche Hauterkrankungen, Hämorrhoiden, Juckreiz im Genital- oder Analbereich, übermäßiger Fußschweiß

• Weidenrinden-Tinktur: rheumatische Beschwerden, Verspannungen, Kopfschmerzen, Fieber, Entzündungen, Insektenstiche…

• Schöllkraut-Tinktur: Hühneraugen und Warzen

• Spitzwegerich-Tinktur: Insektenstiche, Verbrennungen, Hühneraugen, Blasen, Warzen

• Storchschnabel-Tinktur: Lippen-Herpes

• Rosskastanien-Tinktur: schwere geschwollene Arme und Beine, schmerzhafte Ödeme, Hexenschuss, Ischias

Der Einsatz einer Tinktur ersetzt bei starken Beschwerden nicht den Besuch beim Arzt oder Heilpraktiker!