Die Mittel der Natur sind schier unerschöpflich. Schon in der Antike und weit davor nutzten die Menschen Pflanzen mit heilender Wirkung. Prähistorische Funde von Tausendgüldenkraut (bei Magenproblemen) und Schafgarbe in 60.000 Jahre alten Gräbern geben Rückschlüsse auf Kenntnisse in der Pflanzenheilkunde. 

Viele Kulturen haben eine lange Tradition in der Verwendung von Heilpflanzen. In ägyptischen Königsgräbern fand man ausführliche Überlieferungen von Heilpflanzenrezepten und deren Anwendung. 

Auch im antiken Griechenland und Rom oder im chinesischem Reich griff man zu bestimmten Pflanzen, um Beschwerden zu lindern oder Krankheiten zu behandeln. Gerade die Traditionelle Chinesische Medizin wird noch immer praktiziert und gewinnt auch in der westlichen Welt an Popularität.

Hippokrates, ein gerühmter griechischer Arzt und Vater der Medizin, beschrieb über 230 Heilpflanzen und ihre Anwendungsmöglichkeiten. Er empfahl z.B. den Gladiatoren sich vor den Kämpfen mit bestimmten Öl einzureiben, um Schmerzen vorzubeugen.

Claudius Galenos, ein bedeutender Arzt des Altertums im 2. Jahrhundert, hinterließ in seinen Abhandlungen detaillierte Angaben zur Herstellung von Salben und Tinkturen. Seine Werke gelten als „Bibel der Medizin“ und bildeten die Grundlage zu den späteren modernen Naturwissenschaften. Die Formgebung und technologische Prüfung der Arzneimittel (Galenik) trägt seinen Namen.

Im mittelalterlichen Europa entstand die so genannte „Klostermedizin“. Mönche und Nonnen studierten und kopierten alte Schriften oder heilpflanzenkundige Überlieferungen und bauten Heilpflanzen in Klostergärten an. Eine der bekanntesten Vertreterin ist die Äbtissin Hildegard von Bingen. In ihren Schriften vereinte sie antikes Wissen über Krankheiten und Heilpflanzen mit volkstümlichen Heilkenntnissen und christlichem Glauben. In ihrem Werk „Physica“ finden sich etwa 2.000 Rezepte aus Heilpflanzen sowie andere Heilmethoden. Diese Rezepturen erfreuen sich heute wieder großer Beliebtheit und ihre Lehre bezeichnet man auch als „Hildegard-Medizin“.

Paracelsus, ein bedeutender Arzt und Alchimist des 15./16. Jahrhunderts entwickelte die Naturmedizin weiter und legte den Grundstein für medizinisches Denken und die Analyse der Pflanzen und ihrer Wirkstoffe.

So unterschiedlich die Heiltraditionen der verschiedenen Kulturen und das Vorgehen der Pflanzenheilkundigen bei der Behandlung ihrer Patienten auch sind (oder waren), die Wirkung der Heilkräuter im Körper ist die gleiche, bedingt durch die Wirkstoffklassen. Tausende verschiedene Heilpflanzen weltweit decken enorme Anwendungs- und Wirkungsbereiche ab.

Im 18./19. Jahrhundert fand eine Rückbesinnung statt und eine moderne wissenschaftliche Medizin auf der Basis pflanzlicher Arzneimittel und natürlichen Heilmethoden entwickelte sich. Der Arzt und Chemiker Samuel Hahnemann begründete die Homöopathie und zählt damit zu den Pionieren der modernen Medizin. Pfarrer Sebastian Kneipp setzte sich intensiv mit pflanzlichen Heilmethoden und der Heilkraft von Pflanzen auseinander und wandte sie erfolgreich bei seinen Patienten an. Der Apotheker Dr. Willmar Schwabe verfasste 1866 pharmazeutische Leitlinien zur Herstellung von Arzneimitteln auf pflanzlicher Basis.

Die Anwendungen beruhten hauptsächlich auf traditionellen Überlieferungen und jahrelanger Erfahrung, konnten in klinischen Studien aber oft nicht überzeugen. Wenn für die Kommission E der nachgewiesene Wirkstoffgehalt und/oder Nutzen zu gering erschien, verloren vieler alter Heilpflanzen ihren „heilbringenden Status“.

Gegenwärtig steigt das Interesse an Naturheilmitteln, man sucht nach Alternativen und besinnt sich auf natürliche Heilmethoden. Heilpflanzen sind Gegenstand für die Entwicklung neuer Medikamente (z.B. Erforschung nativer Heilpflanzen).

Heute werden die Inhaltsstoffe der Heilpflanzen genau analysiert und deren Wirkung eingehend getestet oder synthetisch hergestellt. Einige Heilpflanzen enthalten eine Vielzahl komplexer Inhaltsstoffe, welche nicht synthetisch hergestellt werden können und sehr aufwendig aus den Pflanzen extrahiert werden müssen.

In Deutschland gehört die Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) heute zu den so genannten „Besonderen Therapierichtungen“ und ist der Schulmedizin im Gesetz gleichgestellt. Sie macht sich die vielen gesundheitsfördernden Eigenschaften zunutze und setzt pflanzliche Arzneistoffe bei der Behandlung vieler Krankheiten und deren Symptome äußerlich in Form von Salben, Tinkturen, Umschlägen, Dampfbädern u.a. und innerlich als Tee, Tropfen, Globuli, etc. ein.

Pflanzliche Inhaltsstoffe können verschiedenen Wirkstoffgruppen zugeordnet werden. Die Wirkung und der Einsatz von Heilpflanzen bei einer Krankheit kann nur verstanden werden, wenn die therapeutischen Wirkungen, aber auch die Nebenwirkungen und Gefahren dieser Pflanzen bekannt sind.

Ist doch nur pflanzlich???? Genau hier liegt ein großes Gefahrenpotential.

Während einer Schwangerschaft oder Stillzeit, bei Kindern oder Vorerkrankungen verbietet sich der Einsatz bestimmter Pflanzen. Außerdem sind unerwünschte Wirkungen, wie Reizungen oder Allergien, sowie Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich.

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; 
allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei.“
(Paracelsus)

Dieses Zitat verdeutlicht wie wichtig eine sorgfältige und gewissenhafte Anwendung von Heilpflanzen ist oder anders gesagt, wie gefährlich ein leichtfertiger Umgang sein kann.

In Heilpflanzenseminaren zeige ich Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten von Heilpflanzen auf, gehe auf das Aussehen und mögliche „Doppelgänger“ ein. Neben dem therapeutischen Nutzen und dem möglichen Einsatz in der Küche, liegt der Schwerpunkt darauf, auf Gefahren und Nebenwirkungen aufmerksam zu machen.

Diese Seminare können in kleinen Gruppen in meinen Räumen erfolgen, aber beispielsweise auch im Rahmen von „Inhouse Schulungen“ für Mitarbeiter in der Pflege (hier liegt der Schwerpunkt im „Wohlfühlbereich“ – als ergänzende Maßnahmen zur Verbesserung des Wohlbefindens für Patienten und Angehörige).

An der Natur interessierte Personen, die für eine Wanderung nicht mehr mobil genug sind, können von meinen „Kräuterwanderungen am Kaffeetisch“ profitieren und via PowerPoint einen Überblick der vielfältigen Einsatzmöglichen der Pflanzenwelt erhalten.