Aromatherapie bezeichnet die Verwendung von natürlichen ätherischen Ölen zur Förderung und Stärkung des physischen und psychischen Wohlbefindens sowie der Linderung von Beschwerden bei den unterschiedlichsten Krankheiten. Mit der Geruchstherapie werden Körper, Geist und Seele gleichermaßen beeinflusst, d.h. Gerüche wirken sich direkt auf unsere Befindlichkeit und Gemütszustand aus. Unser Gehirn nimmt die Düfte wahr und assoziiert bestimmte Gefühle und Eindrücke, die unsere Stimmungslage beeinflussen können.
„Düfte sind die Gefühle der Blumen.“
Heinrich Heine
Je nach ihren Inhaltsstoffen wirken sie sehr unterschiedlich auf uns, ausgleichend, anregend oder beruhigend. Sie steigern so unser seelisches Wohlbefinden. Über das limbische System (eine Funktionseinheit unseres Gehirns) wird die Produktion neurochemischer Stoffe ausgelöst, was zur Ausschüttung von Hormonen und Botenstoffen führt. Außerdem gelangen viele der Inhaltsstoffe durch die Nasenschleimhaut (beim Riechen) bzw. über die Haut (bspw. bei Massagen oder Einreibungen) ins Blut und wirken so auf unseren Stoffwechsel und die entsprechenden Organsysteme.
Der Begriff „ätherisch“, abgeleitet vom griechischem Wort „aither“ – „Himmelsduft“, lässt sich mit „flüchtig, himmlisch, vergeistigt“ übersetzen. Ätherische Öle sind duftende, fettlösliche Stoffgemische aus vielen sehr unterschiedlichen organischen Verbindungen (Ester, Säuren, Alkoholen, Farbstoffen, Wachsen), die relativ schnell und nahezu rückstandslos verdunsten und vom Menschen mit der Nase wahr- und aufgenommen werden können.
Im Allgemeinen werden Gerüche als angenehm empfunden, aber individuelle Vorlieben und Abneigungen werden durch persönliche Erfahrungen oder kulturelle Prägungen beeinflusst.
„Duftstein“
„Nichts weckt die Erinnerung so stark wie ein Duft!“
Victor Hugo
Ätherische Öle werden aus Pflanzen bzw. Pflanzenteilen wie Blüten, Blättern, Früchten, Fruchtschalen, Samen, Rinde, Holz, Harz oder Wurzeln hergestellt und auf verschiedene Arten gewonnen. Am häufigsten ist die Herstellung durch Wasserdampfdestillation. Dabei werden die vorbereiteten Pflanzenteile in oder über Wasser in einen großen Behälter gegeben und das Wasser erhitzt. Der aufsteigende Dampf löst die Duftstoffe aus der Pflanze. Durch ein Rohrsystem gelangt die Kondensationsflüssigkeit in ein weiteres Gefäß. Das leichtere ätherische Öl wird hier vom Hydrolat (Pflanzenwasser, das ebenfalls Verwendung in der Aromatherapie findet) getrennt. Für ein 1 Liter ätherisches Öl sind zwischen 15 und 7.000 kg Pflanzenmaterial erforderlich.
Eine weitere schonende Methode ist die Kaltpressung oder Expression, die nur bei Zitrusfrüchten (Orange, Limette, Bergamotte, Grapefruit, Mandarine, Zitrone u. a.) angewandt wird. Mit speziellen Maschinen werden die Fruchtschalen eingeritzt und alle Flüssigkeiten und Öle herausgepresst. Dieses Wasser-Öl-Gemisch wird im Anschluss zentrifugiert und getrennt. In die so gewonnenen ätherischen Öle gehen auch Farbstoffe und Wachse der Schalen über, wodurch das Öl meist eine leichte Trübung aufweist.
Einige Blütendüfte können nicht durch Destillation gewonnen werden, da ihre Wirkstoffe und Öle zu temperaturempfindlich sind. Mit einem Lösungsmittel (z.B. Hexan oder Ethanol) werden die Duftmoleküle aus den Pflanzenteilen gelöst. Anschließend wird das Lösungsmittel abgedampft. Was übrig bleibt, heißt im Fachjargon auch „Absolue“. Ein winziger Rest vom Lösungsmittel verbleibt meist im Öl, weshalb diese Sorten nicht zur inneren Einnahme geeignet sind und einige Therapeuten die Verwendung dieser Öle ablehnen.
Der Begriff „Aromatherapie“ wurde im 20. Jahrhundert vom französischen Chemiker René-Maurice Gattefossé geprägt, aber der Ursprung liegt mehr als 9.000 Jahre zurück. Sowohl die Chinesen als auch die alten Ägypter nutzten die Kräfte der Pflanzendüfte. Die ersten schriftlichen Überlieferungen über therapeutische Verwendung von Düften entstanden im alten China und Indien. Im Pharaonenreich nutze man ätherische Öle für medizinische, kosmetische und spirituelle Zwecke. Man parfümierte sich mit den kostbaren Duftessenzen, um den Göttern nahe zu sein, und nutze ätherische Öle, die durch einfache Destillierapparate gewonnen wurden, zur Einbalsamierung der Toten.
Im antiken Griechenland wurde das Wissen der Ägypter weiterentwickelt, das Wissen um die heilende Wirkung der ätherischen Öle nahm zu. Auf diese Erkenntnisse bauten die Römer auf. Im Mittelalter waren ätherische Öle sogar gegen die Pest weit verbreitet.
Im 16./17. Jahrhundert entwickelte sich die Parfümherstellung, denn man erkannte die Öle als Grundstoff für Parfüms. Aus dieser Zeit stammt die älteste und aufwendigste Methode zur Gewinnung ätherischer Öle, die Enfleurage, die heute kaum noch angewandt wird.
Die Aromatherapie gehört wie alle medizinischen Anwendungen in die Hände von Heilpraktiken oder Ärzten. Allerdings ist mit einer fundierten Ausbildung eine Beratung oder Konsultation möglich, die Tipps zum Vermeiden von Krankheiten geben kann. Besonders hilfreich sind die „Wohlfühltherapien“ bei kleinen immer wiederkehrenden „Wehwehchen“, mit denen man keinen ärztlichen Rat einholt, in Stresssituationen, Verzweiflungsgefühlen bei Leistungsdruck, Überforderung und Müdigkeit bei familiären Konstellationen u.a. Die ratsuchende Person ist grundsätzlich gesund, benötigt aber in der augenblicklichen Lebenssituation Hilfe, um wieder zu mehr Wohlbefinden, zu mehr Lebensfreude und Vitalität zu finden oder das innere Gleichgewicht zurück zu erlangen.
Eine aromapraktische Behandlung ersetzt niemals medizinische Hilfe!
Die Anwendungsmöglichkeiten für ätherische Öle sind sehr vielfältig. Eine bekannte Anwendung ist das Verdunsten in der Aromalampe oder Diffuser zur Raumbeduftung. Duftlampen sind besonders geeignet, Emotionen zu wecken und das Wohlbefinden zu steigern. Diese Form der Anwendung, genau wie die Inhalation, kann bei Atemwegserkrankungen sinnvoll sein. Auf diese Weise gelangen die Öle über die Bronchien und die Lunge in die Blutbahn und damit auch zu den Zielorganen.
Weit verbreitet ist ebenfalls der Einsatz in Saunaaufgüssen, Badezusätzen (hier ist eine vorherige Emulgierung notwendig, da ätherische Öle nicht wasserlöslich sind), Seifen, Aromasprays und Naturparfüms. Natürlich haben die ätherische Öle auch einen Platz in der Hausapotheke. Lavendelöl kann zum Beispiel bei Verbrennungen helfen, Aroma Roll-ons mit Teebaum lindern nach Insektenstichen, Thymianöl wird häufig in Erkältungsbalsam verwendet. Selbst in der Naturkosmetik (Cremes, Lotionen, Gesichtswasser usw.) und in Produkten zur Körperpflege (Körperöl) kommen sie immer häufiger zum Einsatz.
Ätherische Öle können ebenfalls für lokale Behandlungen verwendet werden, z.B. in Form von Kompressen oder während einer Aroma-Massage. Dazu werden die Öle mit einem fetten Öl, wie z.B. Jojoba- oder Mandelöl, gemischt. Sie können Haut und Schleimhäute reizen und sollten daher nie unverdünnt zum Einsatz kommen. Der Einsatz in der Aromaküche ist auf dem Vormarsch. Einige Hersteller bieten spezielle für den Verzehr geeignete ätherische Öle an. Umfassendere Tipps zur Anwendung und dem Einsatz ätherischer Öle erhalten Sie in meinen Seminaren.
„Diffuser“